Theater des Westens – Berlins ältestes Musical-Theater

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Das Berliner Theater des Westens war, wie dem Namen zu entnehmen ist, während der wechselvollen Geschichte der Stadt, immer im Westteil, im Bezirk Charlottenburg gelegen. Heute bildet das Haus eine der renommiertesten Theater- und Musicalbühnen der deutschen Hauptstadt. Zudem ist es das älteste Musical-Theater Berlins. Was diese Bühne so besonders macht, welche Veranstaltungen Sie hier erleben können und auf welch reiche und vielfältige Geschichte dieses Theater zurück blicken kann, erfahren Sie hier.

Die Gründung des Theaters

Im September 1895 wurde der seinerzeitige Kohlenplatz einer Berliner Meierei an der Kantstraße 10-12 mit Kultur gefüllt. Der Grundstein für das Theater des Westens wurde gelegt. Der Architekt Bernhard Sehring entwarf das massive Gebäude, das unmittelbar neben dem Bahnhof Zoo im Berliner Stadtteil Charlottenburg gelegen ist, in einem nicht zuordenbaren Baustil. An der Fassade des Gebäudes sind Jugendstilelemente auszumachen, die mit Renaissance- und Empireelementen gemischt wurden. Optisch erinnert das Gebäude mit seinen Türmen, Erkern und Giebeln eher an eine Burg, denn an ein Theater. Der Innenraum würde pompös mit rotem Plüsch ausgestattet. Ein Jahr lang sollte der Bau des Hauses dauern: am 1. Oktober 1896 wurde das Theater mit dem märchenhaften Schauspiel Tausendundeine Nacht feierlich eröffnet. Der Architekt Bernhard Sehring leitete das Theater, zusammen mit seinem Kompagnon Paul Blumenreich als GmbH selbst. Die Premiere verlief erfolgreich. Allerdings wollte sich in dem Haus, das sich auf die etwas leichtere Muse, also Operetten und vergnügliche Schauspiele, spezialisieren sollte, zunächst kein dauerhafter Erfolg einstellen. 1898 änderten die Betreiber deshalb zunächst das Konzept, und nutzten das Theater als ernst zu nehmende Opernbühne.

Der mühsame Weg des Hauses in ein neues Jahrhundert

In den Folgejahren, und um die Jahrhundertwende herum, lief die Bühne mal schlecht, mal recht. Ein Highlight sollte der Auftritt des italienischen Startenors Enrico Caruso im Oktober 1904 sein. Er sang hier in La Traviata. Allerdings waren die Kritiken dermaßen schlecht, dass wohl die Eitelkeit des Opernstars dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurde. Enrico Caruso sagte darauf hin alle weiteren Auftritte im Theater des Westens ab. So recht kamen die Betreiber der Bühne mit ihrem Konzept auch in den Folgejahren nicht voran. Am 25. August 1912 wurde das Haus zudem durch einen Brand schwer beschädigt. Der Wiederaufbau verschlang viel Geld, und um Kosten zu sparen wurde das Souterrain des Hauses ab 1921 an die Wilde Bühne der Berliner Schauspielerin, Kabarettistin und Chansoniere Trude Hesterberg vermietet. Die Wilde Bühne war eines der ersten politisch-literarischen Kabaretts in ganz Deutschland. 1923 musste Trude Hesterberg ihr Theater nach einem Kabelbrand jedoch bereits wieder aufgeben. 1931 etablierte der Komponist und Kabarettist Friedrich Hollaender, bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1935, sein ebenfalls kabarettistisch angelegtes Tingel-Tangel-Theater an dieser Stelle. Im Haupthaus brachten einige erfolgreiche Gastspiele dem Theater des Westens in dieser Zeit erstes Renommee ein. So gastierte beispielweise 1926 die russische Meistertänzerin des klassischen Balletts, Anna Pawlowna Pawlowa, unter großen Beifallsstürmen im Theater des Westens. 1928 gastierte dann Josephine Baker mit Bitte Einsteigen, was ebenfalls ein großer Erfolg war.

Wandel des Hauses durch die Kriegsjahre

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wandelte sich auch das Antlitz dieser Bühne: ebenso wie das vieler anderer im Lande. Gastspiele mit Stars, wie etwa Josephine Baker, waren nach 1933 nicht mehr möglich, da der Theaterbetrieb politisch gesteuert wurde. Laut Parole der neuen Machthaber, sollten die Theater des damaligen Deutschen Reiches ausschließlich unterhalten. Kritisches und zu Anspruchsvolles Kulturgut war nicht mehr erwünscht. Dem Haus wurde zudem der Name Volksoper zugewiesen. 1943 wurde Berlin stark bombardiert, und auch die Volksoper wurde von einigen Geschossen getroffen. Die Schäden am Dach und im Foyer wurden noch während des Krieges, so gut es ging, behoben. Eine Bespielung der Bühne war jedoch erst wieder ab dem Kriegsende möglich. Am 15. Juni 1945 meldete sich das Theater mit einer Aufführung des Fidelio zurück. Der Name der Bühne lautete vorübergehend Deutsches Opernhaus. Im Grunde fungierte das Haus damit als Ausweichspielstätte der Städtischen Oper von Berlin, da deren eigentliche Spielstätte in der Bismarckstraße durch die Kriegshandlungen komplett zerstört worden war. Die Deutsche Oper wurde an gleicher Stelle wieder aufgebaut und 1961 vollendet: damit zog das Ensemble aus der Kantstraße zurück in die Bismarckstraße, und ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Theaters des Westens endete damit.

Die Neuerfindung der Bühne nach 1961

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus an der Kantstraße also ein Hort der ernsten und gehobenen Unterhaltung. Ab Oktober 1961 änderte man das Image des Hauses wieder und begab sich zurück in die Tradition der leichten Operetten-Unterhaltung. Einem neueren Trend der Bühnenunterhaltung folgend, setzte man einen weiteren Schwerpunkt auf die Aufführung von Musicals. Unter neuer Führung brachte man am ersten Oktober 1961 My Fair Lady zur Aufführung. Es gastierten in diesen Jahren Stars wie Johannes Heesters in Die Lustige Witwe, Zahrah Leander und Marika Rökk in Land des Lächelns, Vico Torriani im Weißen Rössl und Freddy Quinn in Heimweh nach Sankt Pauli. 1976 erschütterte ein Finanzskandal das Unternehmen, was jedoch nicht verhindern konnte, dass die Bühne weiter bestand und ab 1978 sogar saniert wurde.

Entwicklung zum etablierten Operetten- und Musicaltheater

Die Sanierung des Hauses zog sich über ein Jahrzehnt hin, und verlief in mehreren Etappen. Der größte Teil der Modernisierung war 1984 jedoch abgeschlossen und Grund genug die Bühne mit Furor, und einer Aufführung von Guys and Dolls, neu zu eröffnen. Das Premierenstück, und auch La Cage aux Folles, wurden zu großen Erfolgen an der Theaterkasse. Beide Stücke erhielten zudem extrem positive Kritiken. Die bislang größte Stunde des Hauses schlug jedoch 1988 mit Porgy and Bess. Der Erfolg dieser Gershwin-Oper ließ schließlich keinen Zweifel mehr daran, dass sich das Theater des Westens zu einer der besten Operetten- und Musicalbühnen der Welt entwickelt hatte. Bis zur Jahrtausendwende lief die Maschinerie nun unentwegt erfolgreich weiter. Das Ensemble des Hauses war hochwertig und wurde immer wieder durch Weltstars wie Ute Lemper oder Angelika Milster verstärkt.

Finanzielle Schwierigkeiten und Neukonzeption um die Jahrtausendwende

Der Höhenflug hielt einige Jahre an, dann schrieb das Haus wieder rote Zahlen. Einige Produktionen mussten als Flop abgeschrieben werden und dem Berliner Senat blieb letztlich nur der Verkauf der künstlerischen Leitung der Bühne an den internationalen Musical Konzern Stage Entertainment. Das Gebäude selbst ist auch heute noch weiter im Besitz des Landes Berlin. 2003 wurde das Theater des Westens also zum bisher letzten Mal neu eröffnet. Zur Premiere wurde das Musical Les Miserable aufgeführt. In dem zwischenzeitlich nochmals umgebauten, und erneuerten, Theaterbau folgten Musicals mit Weltruhm: Aida, Mamma Mia!, Tanz der Vampire, Ich war noch niemals in New York oder We Will Rock You. Inzwischen verfügt das Haus nicht mehr über ein eigenes Ensemble. Die Stage Entertainment engagiert vielmehr Musicaldarsteller, die über einen langen Zeitraum hinweg in immer der gleichen Produktion auftreten. So wird das Theater seit mehreren Jahren ausschließlich mit Langzeit-Produktionen der Stage Entertainment bespielt. Diese rotieren im internationalen Modus über die Bühnen der Welt, die von Stage Entertainment betreut werden. Seit 2011 trägt das Theater in der Kantstraße den Namen Stage Theater des Westens.

Einige weitere interessante Daten und Fakten

Insgesamt fasst das Theater 1.611 Zuschauer im 1.200 Quadratmeter großen Theatersaal. Immer wieder wurde das Gebäude auch für Veranstaltungen, wie die Verleihung des Deutschen Filmpreises, genutzt. Der prunkvoll ausgestattete Spiegelsaal, und auch das Foyer, können sowohl für Steh- als auch für Sitzempfänge genutzt werden. Die Fläche fasst dann 150 bis 600 Gäste im Spiegelsaal und 80 bis 200 im Rangfoyer.

 

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