Friedrichstadt-Palast – Die größte Theaterbühne der Welt

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Nicht allein nach der Meinung der renommierten New York Times ist der Friedrichstadt-Palast ein Berliner Must-See – vielmehr gehört er zu den namhaften europäischen Sightseeing Highlights. Denn der Palast gilt als größtes Revue-Theater, als technisches Wunderwerk und dennoch als „originell berlinerisches Kulturzeugnis“, wie die Leitung des Hauses stolz feststellt. Perfekte Show-Unterhaltung ist in diesen Dimensionen geradezu einzigartig.

Der Friedrichstadt Palast Berlin: „There’s No Business Like Show Business“

„There’s No Business Like Show Business“: Die allseits bekannte Textzeile aus Irving Berlins Musical „Annie Get Your Gun“ beschreibt das Credo des Friedrichstadt-Palastes besser als viele andere Mottos. Das deutschlandweit größte Revuetheater an der Friedrichstraße mitten in Berlin besteht als Showtempel im wahrsten Sinn des Wortes seit dem Jahr 1984. Showbiz wird an Ort und Stelle allerdings schon seit mehr als einem Jahrhundert zelebriert. Prägende Elemente sind dabei die verschiedenen Revue-Inszenierungen, die auf die Tradition französischer Revue-Aufführungen bis zurück zu den Anfängen im 19. Jahrhunderts beruhen. Während damals das Publikum der französischen Oper aus elitären, aristokratischen Kreisen bestand, gab es tänzerisch-musikalische Unterhaltungsprogramme für das sogenannte einfache Volk. Das Volk fand damals die Bezeichnung „Revue“ im französischen Militärjargon, wo mit „revoir = wiedersehen“ eine „Besichtigung des felddientstauglichen Zustandes der Truppe“ bezeichnet wurde, wie Lexika aus der Zeit feststellen.
So gab es Revuen in den Kabaretts und in den Tanzpalästen als musikalisch-tänzerische Begleitung zu den mehr oder weniger opulenten Abendessen. Beliebte Elemente der damaligen Revuen waren die Cancans, die von Reihen ihre Beine schwingenden Tänzerinnen gezeigt wurden – und das waren die Vorläufer der Girlreihen. Der Cancan kam auch mithilfe Offenbachscher Operetten wie „Orphée aux Enfers“ zu seiner Blüte. In seiner direkten Tradition stehen nicht nur die Beine schwingenden Tänzerinnen im Pariser Moulin Rouge, im Casino de Paris oder im Folies Bergères, sondern auch die Girlreihen in den Weltstadtrevuen des Berliner Friedrichstadt-Palasts.
Auch angelsächsische Einflüsse auf die Revue-Kultur sind auszumachen: In den britischen und amerikanischen Music Halls des 19. Jahrhunderts entstanden die Musicals aus einer bunten Melange aus Operette, Tanz und Erotik.

Die goldenen Zwanzigerjahre

In den sogenannten wilden Zwanzigern kam die Berliner Unterhaltungsszene zu rasant wachsender Popularität. In dieser Zeit nutzten die Menschen zahllose Offerten in Kabaretts, Tanzbars, Varietés und Travestieshows. Aus diesem großstädtischen Kontext heraus entwickelte sich die Berliner Revue, die von großen theatralischen Bühnenshows mit immensem Aufwand an Darstellern, Kostümen und Licht geprägt war. Dazu gab es im Berlin von 1922 die beachtliche Zahl von 170 Showbühnen, von denen 23 Theater mehr als eintausend Plätze hatten. Ihre Revue-Inszenierungen hatten ein Maximum an Effekten zum Ziel. Dabei wurden mehr oder weniger simple Handlungen mit Szenenfolgen voller besonderer Effekte, Kostüme und Dekorationen beschrieben, wobei Darsteller und Artisten in ihrem jeweiligen Metier brillierten.
Namhafte Häuser waren der Admiralspalast, die Komische Oper und das Große Schauspielhaus, der spätere Friedrichstadt-Palast. Dabei ist gerade die Geschichte des Schauspielhauses ebenso wechselvoll wie interessant.

Der Friedrichstadt Palast: Wie alles begann

„Friedrichstraße 107, 10117 Berlin-Mitte“ – unweit der heutigen Adresse nahm die Geschichte des Berliner Friedrichstadt-Palastes im Jahr 1867 seinen Anfang. Dort war am Schiffbauerdamm Berlins erste Markthalle errichtet worden, die allerdings binnen sieben Monaten direkt in die Pleite marschierte. Ab 1873 wurde das Haus gründlich umgebaut – entstanden ist daraus ein Zirkusbau, in dem 5.000 Zuschauer Platz fanden. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs gastierten dort namhafte Zirkusse wie Renz, Schumann u. a.
Jahre später kaufte Max Reinhardt, zwischen 1905 und 1930 Intendant des Deutschen Theaters in der Schumannstraße, den Zirkusbau. 1918 wurde das Haus zum „Großen Schauspielhaus“ umgebaut, wo 3.000 Zuschauer meist auch bedeutende Klassikinszenierungen sehen konnten. Aber auch Revuen standen auf dem Programm und zudem feierten Stars wie Marlene Dietrich, Claire Waldorf oder die Londoner Tiller Girls und die Comedian Harmonists sensationelle Revue-Erfolge, die bis heute als perfekt gemachte Shows gelten.
Während der Nazi-Zeit wurde das Schauspielhaus in „Theater des Volkes“ unbenannt – einige Jahre liefen dort Operetten von Vater und Sohn Kollo sowie von Paul Linke mit großem Erfolg, bis die nationalsozialistischen Machthaber das Haus im Jahr 1941 schlossen.

Girlsreihe, „Südländische Nächte“ und „Palasticals“

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war von dem großen Theaterbau nur noch eine Ruine übrig. Artisten übernahmen den Aufbau des „Haus der 3000“, wie es getauft wurde und veranstalteten bereits im August 1945 die erste Varietépremiere nach dem Krieg. Im Jahr 1947 erfolgte dann die Umbenennung in „Friedrichstadt-Palast“. Die berühmten Girlsreihen gab es fortan ebenfalls wieder und in den Programmheften standen Varietéprogramme wie „Südländische Nacht“ oder „Pyramidenzauber“ – Revue-Bilder, die die kriegsgebeutelten Berliner in ferne, exotische Gefilde entführten.
Nach dem kompletten Wiederaufbau der Werkstätten etablierten sich peu à peu ganzheitliche Revue-Inszenierungen und aus den aneinandergereihten Bildern entwickelten sich komplette Programme mit einer jeweils durchgehenden Rahmenhandlung. Diese fiel zwar lockerer aus als in den Operetten, nichtsdestotrotz gilt der Handlungsverlauf als Basis der bis heute beliebte Form des Revuetheaters. In diesen Jahren gastierten zudem weltbekannte Ensembles wie das Indische Nationalballett oder der Moskauer Staatszirkus im Friedrichstadt Palast.
In dieser Blütezeit des Palasts wurden die sogenannten „Palasticals“ als Konglomerate aus den erfolgreichen Genres Revue und Musical kreiert. In den Shows rückte die jeweilige Handlung in den Fokus, ohne dass Tanz und Artistik fehlten. Die erfolgreichen Palasticals standen damals an der Seite traditioneller Revue-Produktionen und viel beachteter Gastspiele: Große Stars wie Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Gilbert Bécaud, Udo Jürgens oder Juliette Gréco gastierten im Friedrichstadt Palast. Von hier wurde auch die damals beliebte TV-Show „Ein Kessel Buntes“ des DDR-Fernsehens live übertragen.
Mit Beginn der 1980-er Jahre endete die Ära des alten Friedrichstadt-Palastes: Das Gebäude musste wegen Baufälligkeit geschlossen und danach auch komplett abgerissen werden. Das Ensemble gastierte für einige Jahre in anderen Häusern wie im Metropoltheater, im Palast der Republik oder in der Deutschen Oper Unter den Linden, bis es 1984 das neue Haus beziehen konnte.

Der neue Palast

Der neue Friedrichstadt-Palast wurde zwischen 1981 und 1984 genau vis à vis des alten Palasts an der Friedrichstraße errichtet. Seitdem gilt er als Wahrzeichen des Berliner „East End“, der angesagten hauptstädtischen Ausgehmeile, die sich von Unter den Linden bis zum Hackeschen Markt auch über die 3.300 Meter der Friedrichstraße erstreckt. Hier, zwischen Mitte und Kreuzberg und lediglich fünf Minuten vom Bahnhof Friedrichstraße entfernt, findet sich die deutschlandweit höchste Theaterdichte – und mittendrin der Friedrichstadt Palast, die weltweit größte Theaterbühne. Beeindruckend große Shows und wunderschöne Kinderveranstaltungen, die alljährliche „Berlinale“ sowie zahlreiche Gastspiele und Galas ziehen jedes Jahr mehr als 600.000 Besucher in ihren Bann.
Der große Saal des Friedrichstadt-Palastes bietet Plätze für 1.895 Besucher. Er verfügt über Haupt-, Hinter-, Seiten- und Vorderbühne, ein Wasserbecken und eine Eisfläche sowie verschiedene Podeste. Davon sind etwa 2.200 Quadratmeter Bühnenareal und zudem ca. 700 Quadratmeter außerdem zusätzlich bespielbare Bühnenfläche, die allesamt über die ausgesprochen aufwendige und hochmoderne Bühnentechnik des Friedrichstadt-Palastes aufgefahren werden können. Darunter befindet sich auch das 225 Tonnen schwere Wasserbassin des Hauses. Hochmodern ist nicht nur die Technik mit zahllosen ästhetischen Hightech-Effekten, sondern auch das Show-Konzept des Hauses:
Der Berliner Friedrichstadt-Palast ist weltweit bekannt für seine exzellente Ballettcompagnie, die aus 60 Tänzerinnen und Tänzern besteht, seine ausgesprochen vielseitige 18-köpfige Showband sowie das junge Ensemble, das mit seinen 280 Berliner Kids im Alter zwischen sechs und sechzehn Jahren europaweit seinesgleichen sucht – und selbstverständlich für seine legendäre Girlreihe als immer wieder bejubelten Höhepunkt jeder Show. Große Namen der internationalen Show-Welt standen hier bereits auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Shirley Bassey, Phil Collins, Joe Cocker, Liza Minelli, Hildegard Knef, Udo Jürgens, Caterina Valente und viele andere Weltstars haben ebenfalls Anteil am Ruf des Friedrichstadt-Palasts als Weltstadt-Varieté und als größte Theaterbühne der Welt.