Den Stadtteil Berlin Hohenschönhausen gibt es mit den Vorsilben „Alt“ und „Neu“
Der Orts- bzw. Stadtteil Berlin Hohenschönhausen im Bezirk Lichtenberg im Nordosten der deutschen Hauptstadt gliedert sich in die beiden unmittelbar benachbarten Bereiche Alt-Hohenschönhausen sowie Neu-Hohenschönhausen. Mit aktuell knapp 57.000 Einwohnern auf etwas über 5 km² Fläche ist Neu-Hohenschönhausen das bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Gebiet im gesamten Bezirk. Der Ortsteil Alt-Hohenschönhausen zählt zurzeit gut 50.000 Einwohner auf gut 9 km² Fläche. Neu-Hohenschönhausen liegt im Norden und grenzt an die Lichtenberger Ortsteile Falkenberg, Malchow und Wartenberg, den Bezirk Marzahn-Hellersdorf, an Alt-Hohenschönhausen sowie die Pankower Ortsteile Stadtrandsiedlung Malchow und Weißensee. Alt-Hohenschönhausen befindet sich weiter südlich und liegt zwischen Neu-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Lichtenberg, Marzahn und Weißensee. Hohenschönhausen steht in Berlin und der Bundesrepublik stellvertretend für lange Alleen mit riesigen Hochhäusern und Plattenbausiedlungen. Dieses Vorurteil ist aber allenfalls für größere Teile Neu-Hohenschönhausens, jedoch eher nicht für die erstaunlich unterschiedlichen Ortslagen, Viertel und Wohnlagen in Alt-Hohenschönhausen zutreffend.
Die Nachbarschaft zu Berlin hat Hohenschönhausen einst am stärksten beeinflusst
Geschichtlich eint beide Ortsteile allerdings eindeutig der dörfliche und ländliche Ursprung, das damalige Dorf Hohenschönhausen existierte überlieferten Dokumenten zufolge bereits um das Jahr 1230 und wurde 1352 bzw. 1356 erstmals urkundlich erwähnt. Anders als die Nachbardörfer Falkenberg sowie Malchow und Wartenberg profitierte Hohenschönhausen wirtschaftlich schon relativ früh von seiner Nähe zu Berlin. Noch heute sichtbare Spuren des einstigen Wohlstands finden sich in erster Linie im historischen Zentrum des früheren Dorfes an der Hauptstraße in Alt-Hohenschönhausen. Dort stehen mit der Taborkirche aus dem 13. und Schloss Hohenschönhausen aus dem 17. Jahrhundert die ältesten Gebäude im Stadtteil Berlin Hohenschönhausen. Die eigentliche Entwicklung des kleinen Ortes vom Rittergut zum Berliner Bezirk und Ortsteil begann erst ab ca. Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch das zu dieser Zeit beginnende Wachstum Berlins wurden Ackerflächen und Weiden in Hohenschönhausen nach und nach als Baugrund interessant. Zwischen 1871 und 1881 zogen zahlreiche Arbeiter des nahen Schlachthofes in die kurz zuvor für diesen Zweck neu erbauten Kolonien Wilhelmsberg und Neu-Hohenschönhausen.
Zwischen „Platten“ steht eines der berühmtesten Bauhaus-Gebäude in Deutschland
Obwohl auf dem Gemeindegebiet bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts viel gebaut und etwa 1892 das Brauhaus Hohenschönhausen (ab 1903 Löwenbrauerei) an der Berliner-, Obersee- und Degnerstraße errichtet wurde, sollte es noch fast 100 Jahre dauern, bis der spätere Bezirk sowie Orts- und Stadtteil Berlin Hohenschönhausen sein heutiges Gesicht erhielt. Eines der ältesten Wohngebiete der Gegend ist das zwischen 1900 und 1920 an der Altenhofer, Bahnhof- und Gensler- sowie Konrad-Wolf-Straße und Landsberger Allee entstandene Märkische Viertel, dessen mehrgeschossigen Mietskasernen heute teilweise denkmalgeschützt sind. Ungefähr aus derselben gründerzeitlichen Epoche stammen auch die beiden sehenswerten Villenviertel am Oranke- sowie Obersee, deren repräsentativen Häuser in den frühen 1930er-Jahren von vielen wohlhabenden Industriellen und Künstlern bewohnt wurden. Eine weit über Alt-Hohenschönhausen hinaus bekannte architektonische Attraktion ist vor allem das Landhaus Lemke von 1932, welches der berühmte Bauhaus-Vertreter Ludwig Mies van der Rohe als letztes Haus in Deutschland vor seiner Flucht im Jahr 1938 entwarf.
Anders als viele denken, begeistert Hohenschönhausen auch mit alter Bausubstanz
Das hartnäckige und weitverbreitete Klischee von der „grauen Platte“ Hohenschönhausen widerlegen darüber hinaus die zur selben Zeit erbauten Wohngebiete Gartenstadt an der Falkenberger Straße, Bruno-Taut-Siedlung am Malchower Weg und Wohnsiedlung Weiße Taube an der Landsberger Allee sowie Siedlung Dingelstädter Straße. Deren Bebauung ist erstaunlich locker und großzügig sowie von vielen Grünflächen geprägt, weswegen diese Lagen schon seit einigen Jahren als Wohnorte wieder außerordentlich begehrt und beliebt sind. Sehenswerte Baudenkmale aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Alt-Hohenschönhausen sind außerdem die nach umfangreicher Renovierung seit 2019 als Atelier- und Bürohaus genutzte Villa Heike von 1911 in der Freienwalder Straße, die 2010 zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Zuckerwarenfabrik von 1908 an der Konrad-Wolf-Straße sowie die nah gelegenen Friedhöfe samt den Ehrenhainen für die Kriegsopfer der Weltkriege. Weitere denkmalgeschützte historische Villen, Häuser und Wohnanlagen, die bei Spaziergängen im Orts- und Stadtteil Berlin Hohenschönhausen bewundert werden können, stehen in der Große-Leege-, Oranke- und Obersee- sowie Suermondtstraße.
Vor über 30 Jahren war der Umzug nach Hohenschönhausen ein sozialer Aufstieg
Deutlich jüngeren Datums sind hingegen die meisten Bauten im nördlichen Ortsteil Neu-Hohenschönhausen, die größtenteils im Rahmen der Bemühungen der DDR-Behörden ab den 1970er-Jahren errichtet wurden, um der wachsenden Bevölkerung neuen Wohnraum zu bieten. Die im Vergleich zu den damals häufig maroden Unterkünften in der Ostberliner Innenstadt sichtbar moderneren und besser ausgestatteten Wohnungen im Neubaugebiet zwischen „Leninallee“ (heute Landsberger Allee) und Falkenberger Chaussee und Berliner Außenring waren bis zum Fall der Mauer 1989 gerade bei Familien mit vielen Kindern sehr begehrt. Die von 1984 bis 1989 in Plattenbauweise erbauten sechs- bis elfgeschossigen Wohnhäuser in den Neubaugebieten Hohenschönhausen I, II und Nord werden heute in die Bereiche Mühlengrund oder Flurnamen-Viertel, Ostseeviertel an der Zingster Straße, Mecklenburger Viertel am Krummen Pfuhl sowie Uckermärkisches Viertel an der Vincent-van-Gogh-Straße unterteilt. In den frühen 1990er-Jahren zogen viele Einwohner in andere Berliner Bezirke und Ortsteile, mittlerweile ist die Abwanderung aber gestoppt und seit ca. 10 Jahren wächst die Bevölkerung Neu-Hohenschönhausens wieder langsam, aber stetig.
Bis heute können im Bezirk zahlreiche öffentliche Kunstwerke bewundert werden
Inzwischen entdecken auch immer mehr an der Baugeschichte des sog. „Sozialistischen Klassizismus“ interessierte Zeitgenossen die für die Spätphase der DDR typischen Bauten und Hochhäuser im Stadtteil Berlin Hohenschönhausen. Beispiele für „Industrielles Bauen“ mit Platten und vorgefertigten Teilen finden sich im Ortsteil an jeder Straßenecke, viele der Gebäude wurden mit Mitteln des „Bundesprogramms Stadtumbau Ost“ zwischen 2002 und 2009 grundlegend saniert und damit bedeutend aufgewertet. Mancherorts finden sich auch noch Kunstwerke im öffentlichen Raum, die teils nur durch Engagement der Anwohner vor dem Verfall gerettet wurden und heute wieder in neuem Glanz erstrahlen. Hierzu gehören etwa der Mühlenradbrunnen von 1986 im Viertel Mühlengrund, der Brunnen der Jugend von 1975 an der Wartenberger und Wustrower Straße sowie die Skulpturen Backofen von 1988 an der Zingster und Mecklenburgische Bäuerin von 1979 an der Ernst-Barlach- und Woldegker Straße. Zeugnisse der untergegangenen DDR-Kunst sind auch die Skulpturen Stühle von 1988 an der Barther Straße, die Skulpturen aus Muschelkalkstein zum Element Wasser von 1987 an der Rostocker Straße.
Ein lange gefürchteter Ort ist heute Ziel zahlreicher Besucher in Hohenschönhausen
Einiges mehr, wenn auch eher an traurigem „Ruhm“ als diese Kunst „genießt“ jedoch der heute wohl bundesweit und international bekannteste Ort in Hohenschönhausen: Die seit 1994 für die Öffentlichkeit zugängliche Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gelände der ehemaligen Haftanstalt des „Ministeriums für Staatssicherheit“ (Stasi) in der Genslerstraße. Von 1946 bis 1950 diente das Gefängnis zunächst der Unterbringung von Häftlingen der sowjetischen Geheimpolizei (NKWD). Zwischen 1951 und 1989 waren hier vermutlich über 10.000 Insassen teils jahrelang in Untersuchungshaft eingesperrt. Mit bis zu 450.000 Besuchern pro Jahr ist die Gedenkstätte heute einer der bekanntesten sowie meistbesuchten Geschichtsorte in Berlin. Die Führungen über das Gelände und durch die Gebäude werden von einstigen Häftlingen durchgeführt. Noch immer hinter „Schloss und Riegel“, aber meist nur recht kurz und vorübergehend leben die animalischen Bewohner des Tierheims Berlin wenige Hundert Meter nordöstlich von Hohenschönhausen in Berlin-Falkenberg am dortigen Hausvaterweg. Dank seiner futuristischen Architektur wurde das im Jahr 2002 erbaute Heim in der Vergangenheit schon mehrfach als Filmkulisse genutzt.
Das Sportforum Hohenschönhausen ist ein Zentrum des Breiten- und Spitzensports
Schon seit den 1950er-Jahren ganz und gar der Leibesertüchtigung gewidmet ist das ab 1954 erbaute Sportforum Hohenschönhausen zwischen der Konrad-Wolf-Straße und dem Weißenseer Weg im Westen von Alt-Hohenschönhausen. Das mit knapp 50 Hektar Fläche zweitgrößte Sportzentrum Berlins beherbergt mehrere Eissport-, Turn- sowie Ballspiel- und Leichtathletikhallen. Im 1959 fertiggestellten Fußballstadion trug über Jahrzehnte der BFC Dynamo als erfolgreichster Fußballverein und „Rekordmeister“ der DDR seine Heimspiele aus. Einen ähnlich legendären Ruf besitzt auch das 1964 eröffnete Eisstadion und seit 2001 mit ihrem ehemaligen Spitznamen „Wellblechpalast“ ganz offiziell benannte frühere Spielstätte der Eisbären Berlin. Die Dynamo-Sporthalle mit Platz für 4.000 Zuschauer wird noch immer für kleinere Veranstaltungen wie Messen und Feste genutzt. Das Sportforum ist darüber hinaus ein Standort von elf Landesleistungszentren und wird von zahlreichen Berliner Vereinen sowie vom Institut für Sportwissenschaften an der Humboldt-Universität regelmäßig für Training und Wettbewerbe genutzt. Ebenfalls hier ihren Sitz haben diverse physiotherapeutische und sportmedizinische Einrichtungen des Olympiastützpunktes, das das Eisschnelllaufoval und die Schwimmhalle stehen Besuchern gleichermaßen offen.
Die Magie Asiens liegt nur einen Katzensprung von Hohenschönhausen entfernt
Von Spaziergängern sowie Freizeitsportlern oft und gerne genutzt wird auch der im Jahr 2007 eröffnete und über 14.000 m² große Quartierspark Randowstraße, der auch über einen Kinderspielplatz und eine Spielfläche mit Kletter- und Balanciergeräten verfügt. Die traditionsreiche, schon seit 1954 bestehende Schostakowitsch-Musikschule des Bezirks Lichtenberg besitzt eine Zweigstelle in der Wustrower Straße in Neu-Hohenschönhausen. Hier finden gelegentlich auch Konzerte mit Bands, Chören, Ensembles und Orchester der Einrichtung statt. Ein großer Tempel für Cineasten ist das Cinemotion bzw. Cinemaxx mit neun Sälen in der Wartenberger Straße in der Nähe des S-Bahnhofs Hohenschönhausen. Mit dem ca. 1.200 Hektar großen Gewerbe- und Industriegebiet „Berlin eastside“ hat der Stadtteil Berlin Hohenschönhausen auch Anteil am größten Areal dieser Art in ganz Berlin. Auf dem Gelände haben aktuell über 2500 Firmen aus den Bereichen Dienstleistung und Industrie ihren Sitz. Südlich von Hohenschönhausen zieht seit 2006 der nach einem Markt in der Altstadt von Hanoi in Vietnam benannte asiatische Großhandelskomplex Dong Xuan Center an der Herzbergstraße in Lichtenberg täglich zahlreiche Gäste an. In den großen Hallen können zahlreiche Produkte und Nahrungsmittel aus Fernost erworben werden.