Stadtteil Berlin Spandau – Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Highlights

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Ernst Reuter, der erste Regierende Bürgermeister der Nachkriegszeit, sagte, er wäre für eine Stadt verantwortlich, die aus elf Bezirken und einer Republik bestehen würde. Gemünzt war diese Anspielung auf den Bezirk Spandau, ganz im Westen Berlins, wo die Spree in die Havel mündet. Und dort kann man mit der Spöttelei sehr gut leben. Man selbst betont ja immer wieder, es wäre etwas besonderes, ein Spandauer zu sein.

Diese Abgrenzung hat auch historische Ursachen. Stets hebt man im Stadtteil Berlin Spandau hervor, dass die erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1197 datiert ist, 40 Jahre vor Berlin. Und vielfach setzten sich die Spandauer gegenüber dem „großen“ Berlin bei allen erdenklichen Anlässen zur Wehr. So auch 1567, als im Rahmen einer dreitägigen Volksbelustigung geplant war, dass die Spandauer bei einem Manöver auf der Havel einer Berliner Invasion unterliegen sollte. Stattdessen schlug man jedoch die vermeintlichen Angreifer mit Knüppeln in die Flucht. Die hinterlistige Aktion ging als „Spandauer Knüppelkrieg“ in die Geschichtsbücher ein.

Die Souveränität endete jedoch 1920. Zusammen mit anderen ehemals selbständigen Städten und Gemeinden erfolgte die Eingemeindung in das Berliner Stadtgebiet. Unterschiede werden jedoch auch heute noch gezogen. Wenn die Bewohner des Außenbezirks zum Kudamm fahren wollen, so geht es keinesfalls in die Innenstadt, sondern nach Berlin. Nicklichkeiten gibt es aber auch aus der Gegenrichtung. Der Berliner Comedian Kurt Krömer behauptete, alle Teile von „Der Herr der Ringe“ wären im Stadtteil Berlin Spandau gedreht worden. Man hätte die Spandauer als Komparsen eingesetzt und somit Schminkkosten sparen können.

Spandau – ein Bezirk mit vielen Facetten

Die Havelstadt, wie sich der Bezirk selbst bezeichnet, ist vielfältig. Die Ortsteile Falkenhagener Feld und Heerstraße Nord zeichnen sich durch Hochhäuser aus, Gatow und Kladow hingegen aus Villen-Siedlungen. Dazwischen liegen Bauernhöfe, im Osten Industrieanlagen, im Norden befindet sich der über 1300 Hektar große Spandauer Forst. Auf einer Länge von über 20 Kilometer durchzieht die Havel den Bezirk von Nord nach Süd. Im Zentrum Spandaus dient in West-Ost-Richtung auch der Bullengraben, der zur Entwässerung und Aufnahme von Regenwasser angelegt wurde, als Naherholungsgebiet.

Zudem werden der Große Spektesee, ein Kiesteich in der Neubausiedlung „Spektefeld“, sowie der Glienicker See in Kladow als Badeseen genutzt. Im Westen des Bezirks befindet sich der Neue Hahneberg, der ursprünglich als Mülldeponie angelegt wurde. Im Rahmen der Renaturierung in den 1980er Jahren entstand eine Rodelbahn, auf der Spitze der 87 Meter hohen Erhebung befindet sich die Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte.

Prägend für den Bezirk war auch die geschichtliche Entwicklung des 20. Jahrhunderts. In Staaken befand sich seit 1915 eine Werft der Zeppelinwerke, später an gleicher Stelle ein Flugplatz, der als Hauptwerft der Deutschen Lufthansa diente. Der Flugbetrieb wurde 1953 eingestellt, doch noch immer sind auf Luftaufnahmen die Landebahnen, die heute als Solarpark mit einer Leistung von maximal 21 Megawatt genutzt werden, deutlich zu erkennen. In unmittelbarer Nähe wurde 1923 die Filmwerke Staaken AG gegründet. In den Studios, die zu den größten der Welt zählten, entstanden Monumentalfilme wie der Klassiker „Metropolis“ von Fritz Lang.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Staaken geteilt, dort befanden sich zwei Grenzübergänge, die für den Straßen- und den Bahnverkehr Ausgangspunkt der Transitstrecken zwischen West-Berlin und Hamburg waren. Selbst im Zentrum des Bezirks waren die Auswirkungen des Kriegs zu bemerken. Der Stadtteil Berlin Spandau rückte dabei sogar weltweit in die Schlagzeilen, waren doch im Kriegverbrechergefängnis bis 1987 die Hauptverurteilten der Nürnberger Prozesse inhaftiert.

Einige Wohnsiedlungen können sogar als Sehenswürdigkeiten bezeichnet werden. Hierzu zählt die von 1914 bis 1917 errichtete Gartenstadt Staaken mit 1000 Wohnungen für 5000 Einwohner. Die Siedlung diente mehrfach auch als Filmkulisse. Hier entstanden Filme wie „Gruppenbild mit Dame“, „Otto – Der Liebesfilm“ oder Szenen der Serie „Manni, der Libero“. Jährlich zu Pfingsten findet in der Gartenstadt ein Volksfest statt. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Häuserfassaden von den Bewohnern liebevoll mit Girlanden geschmückt.

Ebenfalls in Staaken, an der Heerstraße gelegen, wurde 1923 die Siedlung Neu-Jerusalem errichtet. Die seit 1992 unter Denkmalschutz stehende Wohnanlage wurde für die Bediensteten des Flugplatz Staaken in einer experimentellen Fertigteilbauweise konzipiert. Die 21 Doppelhaushälften mit jeweils etwa 700m² Gartenfläche ähneln vom Stil her den Wohnhäusern in Jerusalem.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Der Außenbezirk verfügte lange Zeit über keine sonderlich gute Verkehrsanbindung. Denn durch den Mauerbau 1961 wurde der Stadtteil Berlin Spandau vom Umland abgetrennt und war nunmehr eine Randlage in Berlin. Die S-Bahnverbindung stellte man 1980 ein, zeitgleich wurde aber mit dem Bahnhof Rohrdamm ein erster Anschluss an die U-Bahn errichtet. Im Transitverkehr fuhren täglich nur vier Fernzüge Richtung Hamburg.

Dies alles änderte sich schließlich mit dem Mauerfall. Spandau hatte wieder Zugang zum Havelland und gewann durch die neuen Verbindungen zu den Vorstädten Nauen und Falkensee an verkehrspolitischer Bedeutung. Mit den am Rathaus entstandenen „Spandau Arcaden“ verfügte der Bezirk fortan über ein großes Einkaufszentrum, erhielt nach 30 Jahren Unterbrechung wieder einen S-Bahnanschluss, zudem einen Fernbahnhof, der als größter Hallenbahnhof Deutschlands von sich Reden macht. Dieser wird täglich von etwa 45.000 Reisenden genutzt, der Vorplatz wird von 15 Omnibus-Linien angesteuert und ist somit neben dem Hardenbergplatz am Zoo inzwischen der stärkste Busknoten Berlins.

2004 wurde sodann im Ortsteil Wilhelmstadt das erste Berliner Kreuzfahrtterminal eröffnet. Doch der Name ist etwas irreführend, schließlich starten von hier nicht, wie man vermuten könnte, Traumschiffe, sondern lediglich Dampfer, die Ausflüge über die Havel nach Potsdam anbieten. In den kommenden Jahren will man im Zuge der Energiewende auf dem Brunsbütteler Damm wieder eine Oberleitungs-Buslinie einrichten. Die letzten O-Busse fuhren dort 1965.

Neben dem bereits erwähnten Landeplatz in Staaken bestand im Süden des Bezirks von 1935 bis 1994 der Flugplatz Gatow. Während der Berliner Teilung war hier die Britische Royal Air Force stationiert. Einige Landebahnen dienen inzwischen dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr als Ausstellungsfläche für historische Flugzeuge, zwei weitere Bahnen werden für ein jährliches Flugplatzfest genutzt.

Von 08/15 bis zum Motorrad

Spandau ist ein Industriestandort. Industrielle Anlagen haben sich vornehmlich im Osten des Bezirks angesiedelt. Im 19. Jahrhundert nahm die Königliche Preußische Gewehrfabrik den Betrieb auf. Während des Ersten Weltkriegs wurde hier ein Maschinengewehr hergestellt, dessen Bezeichnung „08/15“ bis heute als Redewendung Gebrauch findet. Die Deutsche Industriewerke GmbH produzierte in den 1920er Jahren sogar einen viersitzigen Tourenwagen.

Mit Siemensstadt entstand Ende des 19. Jahrhunderts durch die Ansiedlung des gleichnamigen Konzerns schließlich ein eigenständiger Stadtteil. 1927 errichtete in unmittelbarer Nachbarschaft der Leuchtmittelhersteller Osram eine Produktionsstätte. Der Münchener Automobilkonzern BMW eröffnete 1969 in Spandau sein einziges Motorradwerk, welches im Rahmen von Werksführungen besichtigt werden kann. Weltweit jedes BMW-Motorrad stammt somit aus Spandau.

1931 nahm man hier das Heizkraftwerk Reuter in Betrieb, welches jedoch 2019 die Stromproduktion einstellte. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand Ende der 1980er Jahre das kohlebetriebene Heizkraftwerk Reuter West mit zwei 300 Megawatt-Blöcken. Es versorgt eine Million Berliner Haushalte mit Strom, sowie eine halbe Million Wohnungen mit Fernwärme.

2018 wurde zwischen Siemens und dem Berliner Senat eine Vereinbarung unterzeichnet, wonach in Siemensstadt ein „Innovations-“ oder „Zukunftscampus“ mit Hightech-Produktionsanlagen für Start-ups, Forschungslabors, Wohnungen und Büros entstehen soll. Dabei wolle man die Forschungsbereiche Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Elektromobilität, neue Energiesysteme sowie „Internet der Dinge“ fördern bzw. ausbauen.

Historischer Kern: die Altstadt

Spandauer schmücken sich gerne mit Superlativen. Hierzu gehört auch der Weihnachtsmarkt in der Altstadt. Nach offiziellen Angaben können 1,8 Millionen Besucher pro Saison gezählt werden. Somit ist der Spandauer Weihnachtsmarkt mit 200 Ständen der größte Berlins.

An vielen Stellen der Altstadt befinden sich Reste der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die sehr gut erhalten sind. Als Sehenswürdigkeit ist unter anderem das Gotische Haus in der Breiten Straße 32, welches im 15. Jahrhundert entstand, zu benennen. Hier befindet sich heute die Spandauer Tourismuszentrale, zudem werden die Räumlichkeiten zeitweise als Galerie für Ausstellungen genutzt.

Prägend ist vor allem aber die am Reformationsplatz liegende evangelische Kirche St. Nikolai, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Sie zählt zu den frühesten märkischen Sakralbauten. Von hier aus verbreitete sich im 16. Jahrhundert die Reformation in Berlin und Brandenburg. Der Kurfürst Joachim II erklärte 1539 in der Kirche sein evangelisches Bekenntnis. Ihm zu Ehren wurde vor der Kirche 1889 ein Denkmal eingeweiht. Eine in die Außenfassade eingemauerte Kanonenkugel soll zudem an Kämpfe, die im Rahmen der napoleonischen Eroberungszüge auch vor der Kirche stattfanden, erinnern.

Nördlich der Altstadt befindet sich die Zitadelle Spandau, die als eine der bedeutendsten Festungen der Hochrenaissance in Europa gilt. Dreh- und Angelpunkt der Wehranlage ist der 30 Meter hohe Juliusturm, der heute das Wahrzeichen Spandaus ist. Hier wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg der Reichskriegsschatz verwahrt. Heute wird sie als Lagerstätte zahlreicher abgetragener Denkmäler der Stadt, darunter auch der Kopf des 1992 abgerissenen Ost-Berliner Lenin-Denkmals, sowie die legendäre Gläserne Blume, die einst im Foyer des Palasts der Republik stand, genutzt. Die deponierten Kunstwerke können im Rahmen der Dauerausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ besichtigt werden. Der Innenhof dient als Gelände für Open-Air-Konzerte und weiteren Veranstaltungen wie einem jährlichen Mittelalterfest.

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